Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel: Vorbildliche Fußballer trinken Wasser statt Cola
In der Werbung werden Kinder mit ungesunden Produkten zugemüllt. Bundesminister Cem Özdemir will die Ausstrahlung verbieten. Sportwissenschaftler Harald Lange hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Özdemir, der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, hat am Montag seine richtungsweisenden Pläne für die Sicherung des Kinderschutzes im Marketing vorgelegt: An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt wird nicht mehr erlaubt! Auch wenn sich zurzeit noch nicht absehen lässt, wo die Grenzen für die Werbung für Limonade, Süßigkeiten, Snacks, Fertiglebensmittel, Energy-Drinks oder Fastfood verlaufen, ist auch der Fußball mit seinen Werbepartnern betroffen.
Vorbildliche Fußballer trinken Wasser statt Cola oder Energy-Drinks
Mit Blick auf die sich anbahnende Gesetzgebung steht die Vorbildfunktion des Sportverbandes auf dem Prüfstand. Wie wird sich das Verhältnis zum DFB Premiumpartner Coca-Cola verändern? Und wie werden wir im Fußball – aus Gründen des Kinderschutzes - mit der zügellosen Werbung von Energy-Drinks umgehen? Im Grunde legen die Pläne des Landwirtschafts- und Ernährungsministeriums nahe, dass wir den Stadionbesuch in Leipzig bei unter 14-Jährigen kritisch prüfen müssen. Der viel zu hohe Zucker- und Koffeingehalt dieses Getränks verleiht Kindern und Jugendlichen definitiv keine Flügel.
Mit Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung des DFB sei am Beispiel eines anderen Getränks angemerkt, dass mit Coca-Cola bereits seit 1981 eine exponierte Zusammenarbeit existiert. 2003 war der Softdrinkhersteller sogar Mitbegründer des so genannten Fanclubs Nationalmannschaft. Das Produkt taucht überall dort auf, wo die Auswahlmannschaften des DFB auftreten. Fakt ist: Die Zusammenarbeit zwischen DFB und Coca-Cola stellt für Kinder, die ins Stadion kommen oder Länderspiele am Fernseher schauen, eine Verbindung zwischen diesem überzuckerten Getränk und dem Fußballspiel her. Darüber müssen wir nachdenken und sprechen!
Der DFB hat Erfahrung mit solchen Problemlagen und ist in der Vergangenheit auch bereit gewesen, Korrekturen im eigenen Marketing vorzunehmen. Einst war es einer Fastfood-Kette gelungen, den Fuß in den deutschen Kinderfußball zu bekommen, indem man über den DFB ein beliebtes Kinderfußball-Abzeichen vermarktet hat. Seit 2016 kommt das Fußballabzeichen ohne den Markennamen dieser Kette aus. Sehr zur Freude der Eltern, denen die gesunde Ernährung ihrer Kinder am Herzen liegt.

Harald Lange: Der Sport braucht glasklare Haltung zum Thema Gesundheit
Die nun anstehenden Entscheidungen sind kompliziert und erfordern eine offene Debatte. Wir wissen um die Wirkungen der Werbung auf Kinder und wir brauchen gerade im Sport eine glasklare Haltung zum Thema Gesundheit. Gleichzeitig wäre es wünschenswert, auf Verbote verzichten zu können, weil wir selbst Verantwortung und Kontrolle übernehmen können. Unsere Nationalspielerinnen und Nationalspieler sollten vorangehen und den Kindern und Jugendlichen offen zeigen, wie ein gesunder Lebensstil ausschaut. Diese Vorbildwirkung ist gerade nach den unsäglichen Pandemie-Erfahrungen und -wirkungen wichtiger denn je.
Deshalb möchte ich abschließend an eine Szene erinnern, die sich während der EM 2021 in der Pressekonferenz des ersten Gruppenspiels zwischen Portugal und Ungarn ereignete. Cristiano Ronaldo war auf dem Podium erschienen und entfernte zwei vor ihm stehende Flaschen von Coca-Cola. Stattdessen platzierte er eine Flasche Wasser und setzte sie eindrücklich in Szene. Seine Botschaft war klar: Die TV-Zuschauer sollen lieber Wasser statt Cola trinken. Die Wirkung der Szene war enorm: Der Marktwert von Coca-Cola war in den folgenden Tagen (trotz laufender EM) um 3,5 Milliarden Euro eingebrochen. Das Thema hielt sich lange in den Medien und zeigte Wirkung, die auch unseren Minister für Ernährung erfreut haben sollten.
Ich meine: Trinkt Wasser, esst mehr Gemüse und Obst, verzichtet auf Süßes und kombiniert den gesunden Lebensstil mit regelmäßigem Training. Nur das verleiht euch wirklich Flügel. Alles andere ist Marketingklamauk.