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DFB bekommt Status der Gemeinnützigkeit aberkannt: Warum muss ein Verband viel Geld verdienen?

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Von: Harald Lange

DFB
Dem DFB droht eine satte Steuernachzahlung. © Fabian Strauch/dpa

Die Verpflichtung von Rudi Völler als neuen Sportdirektor des DFB hat in den zurückliegenden Tagen alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Deshalb ist eine brisante Meldung beinahe untergegangen: Dem DFB wurde für die Jahre 2014 und 2015 der Status der Gemeinnützigkeit aberkannt. 

Ein starkes Stück, sagt Sportwissenschaftler Harald Lange in seiner Kolumne, denn anders als bei der DFL sollte es beim DFB um nichts anderes gehen, als um das Interesse am Gemeinnutz.

Im Steuerrecht wird die Gemeinnützigkeit als eine Tätigkeit definiert, die darauf gerichtet ist, (…) „die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern.“ Im Fußball finden sich hierfür tausende treffende Gelegenheiten. Der Sport, das Spiel, die Gemeinschaft, der Spielbetrieb oder die Nachwuchsförderung sind Themenfelder, von denen die Gesellschaft und die Allgemeinheit profitieren können. Und denjenigen, die sich dafür ehrenhalber und unentgeltlich einsetzen, gebührt Anerkennung und Respekt.

DFB bekommt Status der Gemeinnützigkeit aberkannt

Ich meine: In dieser Dimension liegt der eigentliche Wert des Fußballs und seiner allgemeinnützig organisierten Verbände und Vereine begründet. Nicht der Profit, sondern die ideelle Werthaltigkeit soll die Strategie und das Handeln des Verbandes bestimmen. Das ist eine große Aufgabe, die die Spitzen unserer Fußballverbände offensichtlich überfordert. Deshalb muss der DFB nun 30 Millionen Euro zahlen und sich unangenehme Fragen seiner Mitglieder und der verbliebenen Fans gefallen lassen. An der Basis ist nämlich seit langem bekannt, dass die Verbandsspitze hinsichtlich der Werteorientierung ein riesengroßes Problem hat.

Vielleicht wirkt die formale Aberkennung der „Gemeinnützigkeit“ als Weckruf. Wacht endlich auf und stellt euch den Fragen und Erwartungen derer, die an der Basis ehrenamtlich arbeiten und mit Freude und Zuversicht Fußball spielen. Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder. Spielerinnen und Spieler, die neben dem Fußball auch in sittlicher und moralischer Hinsicht vorangehen können. Aber auch Spielerinnen und Spieler, die ethische Erwartungen einschätzen und in Hinblick auf ihre Interessen und Möglichkeiten ehrlich relativieren können. 

Nationalspieler, die sich nicht nur in Werbe- und PR-Kampagnen einspannen lassen, sondern ganz offen sagen, für welche Werte sie einstehen und zu welchen Statements und Symbolen sie bereit bzw. nicht bereit sind. Genau das hat während der zurückliegenden WM in Katar nicht geklappt. Stattdessen hat sich der Verband als Moralpolizei aufgespielt und auf internationaler Ebene unnötig Porzellan zerbrochen. Mit Blick auf die Fußballbasis in Deutschland hat sich das Defizit an Vertrauen und Glaubwürdigkeit weiter vergrößert. Wacht endlich auf und versucht das wieder auszugleichen. Nehmt die Kritik an und stellt euch einer notwendigen inhaltlichen, moralischen, personellen und strukturellen Neuausrichtung.

Harald Lange
Harald Lange © privat

Fans skandieren seit langem „Scheiß DFB“ und bringen mit dieser rustikalen Formel ihren Unmut über die viel zu große Geilheit nach dem Geld auf den Punkt. Weshalb braucht ein Sportverband so eine teure Akademie? Weshalb müssen die Vereine so hohe Gebühren für Spielerpässe und den Spielbetrieb zahlen, wenn die Festgeldkonten des DFB doch üppig gefüllt sind? Weshalb verdienen die Spitzen des DFB so viel Geld und weshalb versagt das Controlling immer wieder? Existiert eigentlich auf DFB-Ebene neben den wirtschaftlichen Prüfinstanzen auch ein funktionierendes wertbezogenes Controlling?

Ich meine, wir brauchen Ideen zur Zukunft des Fußballs, in denen es um weniger Macht und Geld und dafür um mehr Gemeinnützigkeit geht. Beginnt ganz oben damit, die Werte des Ehrenamts zu leben!

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