Seine am Spieltag um 18, 43 Uhr auf Twitter veröffentlichte Entschuldigung genügt nicht, denn sie ist nicht mehr als ein flaches Ritual: „Emotionen gehören zum Sport dazu. Und angesichts der Roten Karte musste ich mir nach dem Spiel Luft machen. Allerdings muss ich mich für die Wortwahl gegenüber dem Team rund um Tobias Welz entschuldigen. Da bin ich leider eindeutig zu weit gegangen.“
Nagelsmann hat recht, Emotionen gehören zum Fußball dazu. Das war es dann aber auch. Gerade weil Emotionen dieses Spiel derart unterhaltsam und spannend machen, müssen wir auf und neben dem Fußballplatz das Thema Respekt immer mitdenken. Genau deshalb verbietet es sich, dass sich ein Trainer auf Kosten eines anderen Beteiligten „Luft macht“. Das ist respektlos. Genauso wie der flache Versuch sich noch schnell über Social Media zu entschuldigen. Die vor Journalisten öffentlich ausgesprochene Schiedsrichterbeleidigung im Nachhinein auf eine missglückte Wortwahl reduzieren zu wollen, zeigt, dass Herr Nagelsmann sein Verhalten zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht reflektiert hatte.
Die vom DFB verhängte Strafe wird weder beim Verein, noch beim Trainer einen nennenswerten Lernprozess auf den Weg bringen. Strafen dieser Art sind letztlich auch nur Reflexe und Rituale, die wir im Laufe der Saison sicherlich noch mehrmals miterleben werden. Deshalb sollte sich Julian Nagelsmann nochmal selbst zu Wort melden und Grundlegendes über Respekt sagen. Und dabei sollte es idealerweise nicht nur bei frommen Formulierungen bleiben, sondern er sollte glaubhaft und authentisch zeigen, wie er ganz persönlich daran arbeiten wird, dass der notwendige und wertvolle Respekt im Fußball gesichert wird. Ich meine, das wäre eine tolle Chance für alle Beteiligten und wahrscheinlich weitaus wirksamer als jede Geldstrafe.