Frauen-WM im TV? Dem Boom droht die Bremse
Wir erleben seit Wochen ein Trauerspiel um die Vergabe der TV-Rechte zur Frauen-WM. Für das am 20. Juli beginnende Turnier in Australien und Neuseeland gibt es zwei Monate vor dem Eröffnungsspiel immer noch keinen Fernsehvertrag.
Werden wir die WM im deutschen Fernsehen schauen können? Oder gehen die Fans des Frauenfußballs bei dieser WM leer aus? Welchen medialen Wert hat der Frauenfußball in Deutschland? Nach Informationen des Fußballmagazins „Kicker“ bieten ARD und ZDF fünf Millionen Euro für die Übertragungsrechte der Frauen-WM in Australien und Neuseeland. FIFA-Chef Gianni Infantino meint: Das ist zu wenig und droht mit einem WM-Blackout. Es wäre also denkbar, dass wir die WM gar nicht im Fernsehen schauen können.
Frauen-WM im TV? Noch immer noch kein Fernsehvertrag
Die deutschen Sendeanstalten befinden sich mit ihrem Angebot in etwa auf Augenhöhe zu den anderen großen europäischen Fußballländern, weshalb unter Umständen alle Europäer bei der TV-Rechtevergabe leer ausgehen werden. Diese Aussicht ist neu, denn zur anstehenden WM werden die Übertragungsrechte erstmals exklusiv verhandelt. In den Jahren zuvor wurden die Rechte an der Frauen-WM jeweils im Paket mit den Übertragungsrechten der Männer-WM vergeben.
Der Poker um das liebe Geld gehört ganz selbstverständlich zum Fußball und insbesondere zur Gelddruckmaschine FIFA dazu, aber diesmal wird mit extrem hart eingesetzten Ellenbogen verhandelt. Ohne Rücksicht auf die Spielerinnen und europäischen Fußballverbände. Denn ohne TV-Präsenz würde das wichtigste Turnier des internationalen Frauenfußballs in die Bedeutungslosigkeit abrutschen und in der Folge den seit Jahren laufenden Boom im Frauenfußball ausbremsen.
Genau auf diese Angst setzen die FIFA-Bosse und finden inzwischen sogar in der deutschen Politik Unterstützung. Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock sowie Innenministerin Nancy Faeser (SPD) schalten sich öffentlichkeitswirksam in die Debatte ein. Fußball wird erneut Thema für die politische Profilierung. Diesmal unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung zwischen Frauen- und Männerfußball.
Übertragungsrechte für WM in Katar kosteten 214 Millionen Euro
Nachdem das 5-Millionen Angebot von ARD und ZDF durch das Fußballmagazin „Kicker“ öffentlich gemacht wurde, stehen die Sendeanstalten unter Druck. Immerhin legten die öffentlich-rechtlichen Sender für die Übertragungsrechte der Männer-WM in Katar 214 Millionen Euro auf den Verhandlungstisch und durften rund um die Uhr über dieses Event berichten. Vier Jahre zuvor waren es 218 Millionen und damals waren die Rechte für die Frauen-WM im Paket mit drin.
In diesem unsäglichen Rechte-Poker gibt es am Ende nur einen Verlierer: Den europäischen Frauenfußball.
Weshalb können ARD und ZDF lediglich 2,33 Prozent des Geldes einsetzen, dass sie für die WM in Katar ausgegeben haben? Immerhin war das Endspiel der Frauen-Europameisterschaft im vergangenen Jahr mit knapp 18 Millionen TV-Zuschauern das Sport-Event im deutschen Fernsehen mit der höchsten Einschaltquote. Was sagen die Sponsoren und potenziellen Werbepartner? Würden sich die Kosten für Übertragungsrechte wieder einspielen? Oder schwenkt das öffentlich-rechtliche Fernsehen grundsätzlich um und zieht sich nach dem schmerzhaften Katar-WM-Boykott der Fans aus dem internationalen Fußball zurück? Das könnte ich durchaus nachvollziehen. Aber: Wäre man beim Vertragspoker um die TV-Rechte der nächsten Männer-WM in Mexiko, Kanada und den USA genauso hart?
In diesem unsäglichen Rechte-Poker gibt es am Ende nur einen Verlierer: Den europäischen Frauenfußball. Die TV-Präsenz würde den Rückenwind der letzten Jahre weiter verstärken und von ganz allein für mehr Aufmerksamkeit und letztlich auch für mehr Werbeeinnahmen bei den Verbänden, Klubs und Spielerinnen führen. Dabei geht es um weitaus mehr als die jetzt im Raum stehenden fünf Millionen Euro.