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Gegen Manchester City braucht es mehr als Bayern-Dusel

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Von: Harald Lange

Manchester City - Bayern München
Für den FC Bayern um Verteidiger Dayot Upamecano (l) wird es die größte Aufgabe sein, Torjäger Erling Haaland aus dem Spiel zu nehmen. © Jon Super/AP

Der große FC Bayern taumelt. Seit dem übereilten Trainerwechsel ist der Klub geradewegs in eine Sackgasse eingebogen. Sämtliche Saisonziele sind entweder ausgeträumt oder in Gefahr. Kolumnist Harald Lange glaubt, dass Bayern-Dusel alleine diesmal nicht reichen wird.

Diese Glück-bringende Geste ist diesmal besonders wichtig, denn der FC Bayern benötigt ein Wunder, um ins Halbfinale einziehen zu können. Diese Situation ist in dieser krassen Ausprägung auch für den deutschen Fußball einzigartig. Diesmal braucht es weitaus mehr als den allseits bekannten „Bayern Dusel“.

Gegen Manchester City braucht es mehr als Bayern-Dusel

Dieses „unverdiente Glück“ (Dusel) hat den Bayern seit Jahrzehnten zahlreiche Last Minute Tore und Siege gebracht. So wurde beispielsweise die Meisterschaft in der Saison 2000/2001 gegen die bereits feiernden Schalker gewonnen. Patrik Andersson hatte damals mit einem Freistoßtor in der letzten Aktion der Nachspielzeit den Bayern-Dusel unter Beweis gestellt und den Schalkern die sicher geglaubte Meisterschaft wieder abgenommen. Und in den zurückliegenden Jahren war es ihr Mittelstürmer Robert Lewandowski, der in den letzten Spielminuten immer wieder treffen konnte und den Bayern mithilfe dieses legendären Dusels wertvolle Punkte sicherte.

Der außergewöhnliche Dusel wird zwar von Verantwortlichen und eingefleischten Fans des FC Bayern grundsätzlich bestritten. Er ist aber unzweifelhaft da und wurde auch hinsichtlich seiner auffallenden Häufigkeit mehrfach von Mathematikern und Ökonomen wissenschaftlich belegt. Aus diesem Grund liegt es nahe, dass wir auch am kommenden Mittwoch im Spiel gegen Manchester daran glauben, dass der Fußballgott auch diesmal den Bayern gewogen sein wird und das Spiel mit einem 4:0 für die Bayern enden lässt. Das klingt naiv, ist aber tatsächlich die einzige Chance, um die laufende Saison doch noch zu retten.

Weder das viele Geld dieses superreichen Klubs, noch die zahlreichen Megatalente, der Trainingszustand, die Spielintelligenz der vermeintlich besten Mannschaft der Bundesliga und die genialen Fähigkeiten des neuen Erfolgstrainers Thomas Tuchel genügen in dieser Situation für das Weiterkommen in der Champions League. Nein, die Bayern brauchen diesmal ein wahrhaftes Wunder. In etwa so, wie damals im Jahr 2015, als die Bayern ebenfalls im Viertelfinale der Champions League auswärts beim FC Porto mit 1:3 verloren und das Rückspiel zuhause souverän mit 6:1 gewonnen hatten. Solche Momente und Spieltage machen den Fußball zu einem wahrhaft mystischen Ereignis und die klitzekleine Chance, dass es im Rückspiel gegen Manchester City erneut eintreten könnte, wird auch am Mittwoch eine ausverkaufte Allianzarena und eine Top-Quote bei der TV Übertragung garantieren. Da bin ich mir sicher.

Harald Lange: FC Bayern fehlt es an notwendigen Glauben

Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn klammert sich an diesen allerletzten Strohhalm und die daran gebundene Hoffnung, sein stark angekratztes Image doch noch durch ein Fußballwunder zu rehabilitieren. In seinen Worten klingt das so: „Nun gilt es aber, uns zu 100 Prozent auf das Spiel am Mittwoch zu konzentrieren. Wir müssen alles reinhauen, um das scheinbar Unmögliche noch möglich zu machen“(…) „Dazu braucht es aber die totale Überzeugung und den Glauben daran. Mit der Unterstützung der Fans in der Arena ist alles machbar. Das habe ich selbst oft genug erlebt“.

Damit liefert Kahn zugleich auch die Erklärung, weshalb es diesmal nichts werden wird mit dem Bayern-Fußballwunder: Aktuell fehlt es sowohl der Mannschaft, als auch den Fans an dem notwendigen „Glauben“ und der „Überzeugung“. Genau diese beiden Voraussetzungen haben alle Wunder dieser Welt gemeinsam. Ohne Glauben und Überzeugung wird es weder den notwendigen Support durch die Fans, noch das erforderliche Selbstvertrauen bei den Spielern geben.

In allen Szenen des legendären Bayern-Dusels war nämlich genau dieser Glaube und das dazugehörige Selbstvertrauen vorhanden. Die Bayern Spieler vergangener Tage trotzten geradezu vor Selbstbewusstsein und haben dadurch gegnerische Spieler und manchmal auch den Schiedsrichter verunsichern und geniale Last Minute Tore erzielen können.

Ich wünschte meine Prognose würde sich nicht bewahrheiten, aber ich glaube diesmal nicht an den Bayern Dusel und das Fußballwunder. Wir sollten unsere Daumen stattdessen lieber dafür drücken, dass die Bayern zuhause nicht noch eine blamable Niederlage gegen Pep Guardiola und Manchester City einstecken müssen.

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