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Monopolstellung des DFB: Trainerlizenzen müssen bezalhbar sein

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Von: Harald Lange

DFB-Zentrale in Frankfurt
Der DFB und deren Akademie sind der einzige Anbieter einer Trainerausbildung. © Frank Rumpenhorst/dpa

Der DFB hat eine sehr ehrgeizige Reform der Trainerausbildung auf den Weg gebracht und steht auch dort in der Kritik. Der Vorwurf: Das neue System verhindert Trainerkarrieren, die von der Basis kommend bis in die Spitze führen. Sportwissenschaftler Harald Lange nimmt die Ausbildung unter die Lupe.

Ein neu eingeführtes Punktesystem regelt die Vergabe der begrenzten Plätze für die höheren Lizenzstufen, die allesamt zentral beim DFB in Frankfurt durchgeführt werden. Deshalb werden ab diesem Zeitpunkt Ex-Profis oder zahlungskräftige Bewerber beim Zugang zu den hochklassigen Trainerlizenzen auf DFB-Ebene gegenüber den Trainern an der Basis bevorteilt.

Monopolstellung des DFB: Trainerlizenzen müssen bezalhbar sein

Das ist bedauerlich, denn der Wissensdurst ist auch an der Basis groß. Außerdem existieren in den Kreis-, Bezirks- und Oberligen, im Jugend- und Frauenbereich enorm viele Trainertalente, die sich weiterentwickeln wollen. Bis zur ersten B-Lizenz liegt die Verantwortung bei den Landesverbänden und die Bewerber durchlaufen eine logisch aufgebaute Entwicklungsleiter, die mit dem Kindertrainer-Zertifikat sowie den Junior- und Basis-Coach hin zur C-Lizenz beginnt. Die dann folgende B-Lizenz berechtigt die Absolventen dann für Trainerämter bis hin zur Männer-Oberliga und Frauen-Regionalliga.

Die danach folgenden Ausbildungsstufen an der DFB-Akademie über die B+- und A+-Lizenz (Juniorenbereich) zur Pro-Lizenz oder direkt über die A-Lizenz zur Pro-Lizenz verfügen über nur wenige Plätze und sind sehr teuer. Allein die Gebühren für die B+-Lizenz liegen bereits bei 1900 Euro, für die A-Lizenz müssen 6000 Euro und für die Pro-Lizenz nochmal 20.000 Euro auf den Tisch gelegt werden. Hinzu kommen Fahrtkosten und Ausgaben für Verpflegung und Unterkunft, die die finanziellen Aufwendungen für die B+- und A-Lizenz nochmal verdoppeln können.

Der DFB legt autonom fest, welche Trainerlizenzen für welche Trainerämter verpflichtend sind. Gleichzeitig ist die DFB-Akademie der einzige Anbieter solcher Ausbildungen. Im Kartellrecht spricht man bei solchen Beispielen von einem Monopol. Wir sollten fragen, weshalb der DFB das Monopol in der Trainerbildung für den Fußball hat? Weshalb gibt es keine Alternativen? Weshalb dürfen die Vereine nicht selbst entscheiden, wer ihr Trainer sein soll, was ihn oder sie auszeichnet und qualifiziert?

Harald Lange
Harald Lange © privat

Harald Lange: Abschaffung des DFB-Monopols ein großer Schritt

Monopole sind für diejenigen, die damit Geld verdienen und Macht ausüben, hochgradig lukrativ. Gleichzeitig erweisen sie sich für die Sicherung und den Ausbau von Qualität als kontraproduktiv. Die Verbesserung der Qualität der Trainerbildung muss im Interesse des deutschen Fußballs liegen. Vor allem in einer Zeit, in der wir um den Verlust des Anschlusses an die Weltspitze fürchten müssen. In der deutschen Sportlandschaft existieren sehr viele Modelle der Qualifikation von Trainern und Übungsleitern. Impulse und Innovationen kommen von den staatlichen Hochschulen, den Sportinstituten, aber auch von den Verbänden und kommerziellen Anbietern.

Wir verfügen in diesem Land über enorm viele Erfahrungen und gigantisch viel Wissen. Ich meine, daraus ließen sich über Kooperationen und Vernetzungen verschiedener Anbieter und Partner ganz neue, basisnahe und vor allem kostengünstige Alternativen und Ergänzungen zur DFB-Trainerausbildung entwickeln. Solche Modelle müssten transparent gemacht und von neutraler Stelle in ihrer Qualität geprüft und zertifiziert werden. In diesen Fällen könnte man auch Lizenzen, die unabhängig von der DFB-Aufsicht erarbeitet werden, als Voraussetzungen und Kompetenznachweis für die Übernahme von Trainerämtern auf allen Niveaustufen zulassen.

Die Abschaffung des DFB-Monopols in diesem Bereich wäre ein großer Schritt. In Verbindung mit einer unabhängigen Qualitätsprüfung und der Freiheit, dass sich Vereine unter den verschiedenen Abschlüssen selbst entscheiden dürfen, wären viele Vorteile zu erwarten: Die Palette der Qualifikationen wäre variantenreicher, es würden sich regelmäßig neue Innovationen etablieren können und das Angebot an Trainerausbildungen würde größer und wahrscheinlich auch kostengünstiger werden.

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