Der Zusammenhang zwischen Lust, Leidenschaft und Helden

Zum Talent von Ausnahmespielern gehört unbedingt auch die besondere Lust am Spiel. Ein ebenso offensichtlicher, wie schwer fassbarer Aspekt eines Fußballhelden. Kraft, Ausdauer und Technik lassen sich messen und analysieren. Für die herausragende Lust und Leidenschaft am Spiel gibt es noch kein valides Analyseinstrument, schreibt Harald Lange.
Gleichwohl nehmen wir diese besondere Lust bei Spielern wie Messi, Ronaldo und eben auch Lewandowski wahr. Mehr noch: Diese Lust schwappt im wahrsten Sinne über und ergreift Zuschauer und Fans. Mitunter so sehr, dass wir uns an bestimmte Spieler binden. Fußballfans stellen Identifikation weniger über die besondere Ausdauer, die Laufwege oder die Torschusstechnik eines Spielers her, sondern vor allem über die wahrnehmbare Lust und Leidenschaft.
Robert Lewandowski: FC Barcelona hat ein neues Aushängeschild
Spieler, die sich aufopfern, sich so sehr in Spielsituationen vertiefen und reinhängen können, werden früher oder später Sportidole. Das ist in Deutschland nicht einfach, denn wir relativieren diese einzigartigen Leistungen zu sehr durch kommerzielle Randerscheinungen des Fußballs und lassen es meiner Meinung nach viel zu selten zu, dass aus genialen Spielern irgendwann Helden werden.
In Polen ist das seit einigen Jahren ganz anders. Der polnische Fußball hat einen wahrhaften Helden und feiert sich seit dem Bekanntwerden des Wechsels von Robert Lewandowski nach Barcelona selbst. Nun ist ihr Idol wirklich ganz oben. Mittendrin im Glanz gewachsener Fußballtradition. Und alle sind sich sicher: Sollte Lewandowski noch einmal so eine geniale Saison spielen wie 2020/21 bei den Bayern, dann wird er auch Weltfußballer des Jahres werden können und den Ballon d’Or gewinnen.
Der Lewandowski-Transfer begleitet uns seit Wochen. Der FC Bayern und der FC Barcelona haben um den vermeintlich besten Stürmer der Welt hart gerungen, zuweilen an der Grenzlinie des guten Geschmacks. Letztlich sind nun fast alle mit dem Transfer zufrieden. Die Bayern bekommen in diesem Jahr noch 45 Millionen Euro, Barcelona hat ein neues Aushängeschild und die Fans des Ausnahmespielers feiern den Wechsel als wichtigen Karriereschritt.

Die Euphorie ist vor allem in Polen riesengroß. Dort gilt Lewandowski bereits jetzt als (Sport-) und Nationalheld und bestimmt seit Tagen die öffentliche Diskussion. Der FC Barcelona war vor dem Lewandowski Transfer in Umfragen zufolge nach Real Madrid der zweitbeliebteste ausländische Verein der Polen. Der Transfer wird sich also für die Katalanen bereits dadurch rechnen, dass man nun in Polen eine sichere Fanbasis hat, die sich mit Merchandising Artikeln ausrüsten und die Followerzahlen auf den Social Media Kanälen Barcelonas in die Höhe schnellen lassen wird. Ich würde sagen: ein wirklich gutes Geschäft
Die Bayern haben zwar viel Geld bekommen, aber enorm viel Glanz ziehen lassen. Genau den müssen jetzt andere Spieler mitbringen oder entwickeln. Das wird dauern, denn Glanz schießt erstmal keine Tore. Schafft aber Atmosphäre. Vor allem dann, wenn das Publikum angesprochen, entzündet und begeistert wird. Genau das ist die Chance für Spieler deren Talent maßgeblich durch Lust und Leidenschaft charakterisiert ist.