1. torgranate
  2. Granatenstark
  3. Meinung

Was darf Kinderfußball kosten? Wie „wertvoll“ ist die Arbeit von Sportvereinen?

Erstellt:

Von: Harald Lange

Jugendfußball
Was darf Kinderfußball kosten? Diese Frage stellt sich Gast-Autor Harald Lange. © dpa/Federico Gambarini

Sportvereine sind für unsere Gesellschaft in mehrerlei Hinsicht wertvoll. Mitunter so sehr, dass es schwerfällt, die Leistungen, die der Sport für unsere Gesellschaft erbringt, in konkrete Eurobeträge umzurechnen. Doch genau darum geht es, wenn wir die Frage stellen, wie hoch der Mitgliedsbeitrag für Kinder und Jugendliche in einem Fußballverein sein soll.

Die Frage kommt spätestens dann auf, wenn Beitragserhöhungen ins Haus stehen. Trotz steigender Kosten (Energie, Nachhaltigkeit, Personal, Sportplätze, Baukosten, usw.) haben wir uns in Deutschland daran gewöhnt, für Kinder lediglich symbolische Beträge für die Mitgliedschaft im Sportverein zu erheben.

In meinem Sportverein zahlen wir einen Familienbeitrag von sieben Euro pro Monat. Davon entfallen sechs Euro auf die Eltern und ein Euro auf das erste Kind. Alle weiteren Kinder sind in diesem Modell beitragsfrei. Kinder können bei uns für zwölf Euro im Jahr die Angebote des Vereins nutzen. Ich meine das ist vorbildlich und mit Blick auf das beachtliche Leistungsspektrum sowie die Qualifikation und das Engagement der Trainer und Übungsleiter großartig.

Was darf Kinderfußball im Sportverein kosten?

Der Verein kann sich diese Beitragsstruktur leisten, weil die Jugendarbeit vorwiegend vom Ehrenamt, also von unvergüteten Trainerstunden, getragen wird. Gleichzeitig werden Leistungen für die Jugendarbeit aber auch durch Spenden, Sponsoren und den allgemeinen Vereinsetat querfinanziert. Diese Vorgehensweise ist in vielen Sportvereinen als Selbstverständlichkeit akzeptiert und wird als „gute“ Praxis gelebt.

Wir müssen aber darüber nachdenken wie wir das Prinzip des symbolischen Vereinsbeitrags für Kinder und Jugendliche auch dann bewahren können, wenn wir uns dafür entschließen die Angebote für Kinder und Jugendliche zu erweitern. Die Landesverbände, der DFB und die Nachwuchsleistungszentren der Profivereine bieten talentierten Mädchen und Jungen weitergehende Fördermöglichkeiten an. An den Stützpunkten arbeiten lizensierte Trainer auf hohem Niveau und geben den ausgewählten Talenten wichtige Impulse für die sportliche Weiterentwicklung und das Training mit auf dem Weg. Des Weiteren bieten private Fußballschulen mit innovativen Ideen und qualifizierten Trainern Ferienkurse und zusätzliche Trainingseinheiten an, die gegen Gebühr allen Kindern offen stehen.

Fußball im Vergleich zu anderen Hobbys günstig

Können wir es uns auch für die nicht als Talente identifizierten Kinder leisten solche Zusatzangebote kostenlos anzubieten? Wollen wir das? Welche Erfahrungen existieren und wie setzen wir das um? Oder ziehen wir uns auf einen wöchentlichen Trainingstag zurück und stellen alles andere wie bei den privaten Anbietern in Rechnung? Schließlich sind viele Eltern ja auch bereit für die Kunst- oder Musikschule Geld auszugeben und der Besuch im kommerziellen Fitnessstudio wird auch ganz selbstverständlich bezahlt.

Harald Lange
Harald Lange © privat

Eine Studie der Sporthochschule Köln hat herausgefunden, dass eine Trainingseinheit für Kinder im Fußballverein durchschnittlich knapp einen Euro kostet. Im Vergleich dazu kostet eine Trainingseinheit in einer kommerziellen Fußballschule den Kunden 13,20 Euro. Eine Unterrichtseinheit an einer Musikschule kostet den Teilnehmer rund sieben Euro (gemeinnützig) bzw. zehn Euro (kommerziell). Und eine Unterrichtseinheit an einer Kunstschule kostet den Teilnehmer rund 5,30 Euro (gemeinnützig) bzw. knapp 14 Euro (kommerziell).

Mit Geld aus dem Profifußball den Kinderfußball finanzieren

Mit Blick auf diese Zahlen wäre es ein Leichtes, über die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge bessere und umfangreichere Angebote für Kinder und Jugendliche auf den Weg zu bringen. Aber wollen wir das wirklich? Vor einigen Monaten kündigte der Profiverein Borussia Mönchengladbach eine Erhöhung seines Mitgliederbeitrags an. Besonders betroffen waren Kinder. In bestimmten Altersklassen wurde der Beitrag um 300 Euro angehoben (von 180 auf 480 Euro pro Jahr). Dieser Schritt wurde mit Blick auf die Kosten überzeugend begründet und stieß dennoch bundesweit auf massive Kritik

I.ch denke an eine andere Lösung: In keiner anderen Sportart wäre es so einfach den Sport für alle Kinder und Jugendliche auf allerhöchstem Niveau über die gigantischen Einnahmen des Profisports komplett quer zu finanzieren. Jeder Fußballfunktionär, der diese Idee in sein Programm aufnehmen möchte, verdient Beifall und absolute Unterstützung.

Auch interessant