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Götze über „One Love“-Binde: Symbolpolitik hilft nicht, lieber DFB!

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Von: Johannes Götze

Manuel Neuer
DFB-Kapitän Manuel Neuer mit der „One Love“-Kapitänsbinde. © Christian Charisius/dpa

An dieser Stelle wirft Torgranate-Redakteur Johannes Götze täglich seinen ganz persönlichen Blick auf die WM in seiner Kolumne „Mach ihn! Er macht ihn!“ - und hätte seine Energie in der Diskussion um die „One Love“-Binder lieber in etwas anderes investiert.

Rosa Parks wurde 1955 in den USA festgenommen, da sich die afroamerikanische Bürgerrechtlerin weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Fahrgast zu räumen. Diese Aktion gilt als ein wichtiger Fixpunkt in der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und der Beseitigung der Rassentrennung in den Südstaaten der USA. Ziviler Ungehorsam ist erst dann messbar, wenn die drohenden Sanktionen billigend in Kauf genommen werden.

Nun haben acht nord- und mitteleuropäische Fußballverbände entschieden, ihre Kapitäne nicht mit der One-Love-Binde auf den Rasen zu schicken. Immerhin könnte eine Gelbe Karte drohen. Oder gar Punktabzug.

Fußball-WM in Katar: FIFA lässt bei „One Love-Binde die Muskeln spielen

Dass dieses Kasperletheater so enden wird, war absehbar. Denn die FIFA-Diktatur lässt wie die UEFA (Stichwort: regenbogenfarbene Allianz-Arena bei der vergangenen EM) die Muskeln spielen, fährt große Geschütze auf, vor denen die Fußballverbände kuschen. Und dass Englands Star Harry Kane gestern nicht die Bürde auferlegt worden ist, schon mit Gelb ins Spiel zu gehen, ist richtig. Die Sportler dürfen nicht von ihren Verbänden instrumentalisiert werden. Wenngleich ich bezweifle, dass Kane Gelb gesehen hätte oder gar eine ganze Mannschaft bestraft worden wäre. Das hätte der Show geschadet.

Torgranate-Redaktuer Johannes Götze.
Torgranate-Redaktuer Johannes Götze. © Max Dellemann / Heldenzeit

Der Autor:

Johannes Götze ist verliebt. In den Fußball. Schon immer. Seit 2014 trägt er seinen Nachnamen mit noch mehr Stolz. Er schaut Spiele am liebsten allein und scheut Public Viewing. Wäre diesmal auch kälter als sonst. Seit 2014 ist er Redakteur bei torgranate.de und kümmert sich sonst vornehmlich um Amateurfußball, den er mehr liebt als den Kommerz ein paar Ligen weiter oben. Die FIFA mag er nicht. Einen Wettbewerb mit den besten Fußballern der Welt schon. Habt ihr Gedanken, die ihr mit dem Autor teilen wollt, schreibt ihm doch. Bei Facebook. Bei Instagram. Oder per Mail. johannes.goetze@torgranate.de.

Falsch ist, diese Aktion überhaupt initiiert zu haben. Stattdessen hätten sich diese acht Verbände vor der WM zusammentun sollen, um einen gemeinsamen Kandidaten für die kommende Präsidentenwahl der FIFA gegen Führer Gianni Infantino in Position zu bringen und mit diesem die WM als Wahlkampf zu nutzen. Symbolpolitik hilft nicht, lieber DFB! Werte werden erst zu Werten, wenn sie gegen Widerstand vertreten werden.

Haltung bewiesen die Iraner, die sich bei der Nationalhymne ausschwiegen und sich mit der Protestbewegung im eigenen Land solidarisierten. Im Nahen und Mittleren Osten ist der Fußball schon lange ein wichtiges Element der Identitätspolitik. Und deswegen ist die iranische Fußballnationalmannschaft der erste große Gewinner dieser WM. Sportlich war sie chancenlos. Angesichts dieses Drucks verständlich.

Morgen, das verspreche ich, bin ich dann Bundestrainer. Einer von so vielen. Endlich (deutscher) Fußball!

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