Partycrasher Finger: Stadtallendorf verspielt vorzeitigen Titel in der Nachspielzeit – Bildergalerie

Alles, wirklich alles war gerichtet für den dritten Regionalliga-Aufstieg und die erste „richtige“ Hessenliga-Meisterschaft des TSV Eintracht Stadtallendorf, doch gegen den FC Eddersheim verspielte die Elf von Dragan Sicaja ein 2:0, was der Fußball-Hessenliga einen Showdown am letzten Spieltag beschert.
Eigentlich war in der Halbzeit schon alles entschieden: Stadtallendorf führte gegen den FCE dank brutal effizienter Spielweise mit 2:0 und hatte sich selbst den Titelgewinn auf dem Silbertablett serviert. Damijan Heuser (nach katastrophalem Rückpass von Dennis Lang) und Goalgetter Del Angelo Willams (nach starkem Pass von Timo Cecen) hatten gegen bis dahin keineswegs schwache, aber unglücklich agierende Gäste die beruhigende Pausenführung herausgeschossen.
Doch diese verlieh der Sicaja-Elf keinerlei Ruhe, im Gegenteil: Eddersheims Trainer Christian Lüllig wechselte gleich dreifach und ließ „alles oder nichts“ spielen. Stadtallendorf verstand es nunmehr zu keiner Zeit, den sich ergebenden Raum zu nutzen und musste stattdessen immer mehr zittern. Der Anschluss durch Nils Kohlbacher (Turgay Akbulut hatte geflankt) fiel folgerichtig, danach schwächte sich Stadtallendorf auch noch zweimal selbst: Sechser Amar Zildzovic flog genau wie Williams in der Schlussphase vom Platz. Eddersheims nutzte dies nach einer Standard in der Nachspielzeit durch Kapitän Jörg Finger zum völlig verdienten Ausgleich, der den Feierlichkeiten auf einen Schlag den Stecker zog.
Zwei Stadtallendorfer fehlen beim Saisonfinale gesperrt
Schiedsrichter Christoffer Reimund geriet zwangsläufig ins Schussfeld, dies aber bis auf eine Szene völlig zu Unrecht: Denn er, einer der erfahrensten und besten Unparteiischen Hessens, leitete das Spiel überragend: Eine Schwalbe von Tolga Demirbas, der einen Elfmeter für den Gast schinden wollte, erkannte er genau wie ein recht verstecktes Handspiel beim vermeintlichen Anschlusstreffer Akbuluts (58.). Und die Platzverweise gingen ebenfalls völlig in Ordnung: Zildzovic hatte erst den Ball weggeschlagen und sich dann ein unnötiges Foul geleistet. Williams Beinstellen im Konter war ebenfalls rotwürdig.
Beide fehlen nun in Dreieich, wo Stadtallendorf am letzten Spieltag einen Sieg einfahren muss, um aus eigener Kraft Meister zu werden. Gelingt dies nicht, braucht es Schützenhilfe von ausgerechnet Gegner Eddersheim, der die SG Barockstadt empfängt. Was aber immerhin diskussionswürdig erschien und die Gastgeber auf die Palme brachte: In doppelter Unterzahl hatte sich Stadtallendorf noch eine Ecke in letzter Sekunde erarbeitet, doch die ließ der Unparteiische nicht mehr ausführen.
Das sind auch nur Menschen. Die Beine waren gelähmt.
Partycrasher Lang war nachher happy: „Wir haben bewiesen, dass wir nicht aufstecken und wirklich bis zum Saisonende alles reinwerfen“, erklärte er und versprach Stadtallendorf, „dass wir das auch gegen Fulda nicht anders machen“. Dass es für Eddersheim selbst nun am letzten Spieltag um nichts mehr gehen wird, verschmerzte der Kapitän: „Das war abzusehen, weil die Aufstiegsrunde zu durchwachsen lief.“
Brutal war die Gefühlslage bei den Gastgebern. Sicaja, nun schon seit zehn Jahren im Amt und bereits zweimal mit der Eintracht in die Regionalliga aufgestiegen, versuchte seine Mannschaft nach Spielende im Kreis aufzubauen: „Man hat gesehen, dass die Spieler auch nur Menschen sind. Der Druck war zu spüren, die Beine waren irgendwann wie gelähmt.“ Aber so sei eben Fußball, sein Team hätte den Titel noch immer in der eigenen Hand. Vor Eddersheim zog er den Hut: „So wünscht man sich das. Die Mannschaft hat sich voll reingehängt und das war in der Aufstiegsrunde ja leider nicht bei jedem Spiel so.“
Die Statistik:
Eintracht Stadtallendorf: Sahin; Geisler (73. Lindenthal), Phillips, Ofori, Schadeberg – Bartheld, Zildovic – Heuser, Cecen (88. Pape), Wiessner (63. Schütze) – Williams.
FC Eddersheim: Zeaiter; Schmitt, Finger, Lang, F. Rottenau (46. Dechert)– Schur (46. Kohlbacher), Kummer – Scholl (46. Akbulut), Demirbas, Krause – Matondo.
Schiedsrichter: Christoffer Reimund (Eintracht Zwingenberg).
Zuschauer: 762.
Tore: 1:0 Damijan Heuser (7.), 2:0 Del Angelo Williams (37.), 2:1 Nils Kohlbacher (68.), 2:2 Jörg Finger (90.+1).
Rote Karte: Del Angelo Williams (Stadtallendorf) wegen groben Foulspiels (90.).
Gelb-Rote Karte: Amar Zildzovic (82., Stadtallendorf).