Es entwickelt sich eine ziemlich ausgeglichene Partie, die abstiegsgefährdeten Hausherren halten mit dem Tabellendritten gut mit. Am Anfang werden sie auf ungewöhnliche Art und Weise unterstützt: Obwohl pandemiebedingt keine Zuschauer zugelassen sind, ertönen zum Anpfiff Anfeuerungsrufe. Sie kommen von einem naheliegenden Hochhaus, auf dem rund 40 bis 50 Fans auf dem Dach in Richtung Díaz-Arena blicken können. Anhänger der Hausherren, die im dortigen Basketballclub spielen und in besagtem Gebäude wohnen. Kurz darauf verstummen die Gesänge aber, vermutlich hat die Polizei die Party aufgelöst.
Nach torloser erster Hälfte wird die Musik also wieder vom Band abgespielt: „Verdammt, ich lieb’ dich“ von Matthias Reim erklingt zuerst, gefolgt von „How Much Is The Fish“ von Scooter. Zur Erinnerung: Das Spiel findet im Norden Belgiens statt, wo flämisch und französisch gesprochen wird. Die kurz darauf folgende Tormusik geht dann aber wieder in Richtung belgischer Technokultur. In der 48. Minute trifft Oostende zur Führung, doch sorgt unter anderen der frühere Nürnberger Michael Frey dafür, dass Antwerpen noch mit 2:1 gewinnt. Angesichts der finanziellen Unterschiede der Vereine kein Wunder: Die Gäste zahlten im Sommer fast 25 Millionen an Ablösen für neue Spieler – Oostende 2,5.
Pflanz ist trotzdem bedient, zeigt seine Enttäuschung mit einem zarten Tritt gegen die Auswechselbank. Dass es auf der Pressekonferenz Lob des gegnerischen Trainers gibt, hilft ihm wenig. Interessant wird es am Ende, als ein lokaler Medienvertreter Pflanz auf seine Zukunft anspricht. Möchte Pflanz Blessin nach Genua folgen? Oder will der Osthesse sogar Cheftrainer in Oostende werden?
Der 46-Jährige antwortet souverän, lässt alles offen. „Mir gefällt es hier. Ich hoffe, dass ich bleiben kann“, folgt zumindest ein kleines Bekenntnis in Richtung KVO. Die Spieler dürften das gerne hören. Nach dem vermeintlichen 1:0, das später durch den Videoassistenten aberkannt wird, springt Théo Ndicka Matam in die Arme des Interimstrainers. Ein Zeichen der Wertschätzung.