Es lohnt sich also erst gar nicht daran zu denken, dass irgendjemand in das Titelrennen mit einsteigen könnte. Wir wissen schließlich aus den zurückliegenden Jahren, dass auch andere Themen, beispielsweise Auf- und Abstieg, Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe oder das Abschneiden in der Champions League und Europa League, Spannung garantieren können. Außerdem gibt es noch den DFB-Pokal. Deshalb werden auch all diejenigen, die keine Serienmeister mögen, Gelegenheit finden, spannenden Fußball und mitreisende Mannschaften zu erleben.
Die vergangene Saison hat mit den Erfolgen und den Auftritten von Vereinen wie dem SC Freiburg, Union Berlin oder Eintracht Frankfurt untermalt, dass in dieser Perspektive das neue Potenzial und der eigentliche Unterhaltungswert der Bundesliga steckt. Ich meine: Es lohnt sich nicht, wegen der Langeweile im "Kampf" um die Meisterschaft zu jammern. Wir werden andere spannende Themen finden.
Allerdings macht es dann Sinn, die TV-Gelder und Erlöse aller anderen Vermarktungsrechte der Bundesliga nach einem neu gedachten Schlüssel zu verteilen und den Bayern diesen Geldhahn abzudrehen. Wer mag schon für die Garantie von Langeweile zahlen?
Die Saison wird nach dem 15. Spieltag (11. bis 13. November) wegen der WM in Katar für zwei Monate unterbrochen. Dieser empfindliche Eingriff stört nicht nur die gewohnte Dramaturgie der Bundesliga, sondern führt allen Fußballbegeisterten eindrücklich die Schattenseiten des Profisports vor. Wir werden in der Vorweihnachtszeit auf die Idee der Bundesliga verzichten müssen, um das unwürdige Spektakel in Katar mitzuerleben. Viele Fans haben bereits ihren persönlichen Boykott angekündigt. Anstelle von Macht, Geld oder geopolitischen Spielchen, die auf Kosten der vielen toten Bauarbeiter ausgetragen werden, möchten wir guten Sport.
Hierzu habe ich zwei Fragen. Erstens: Was genau ist das? "Guter" Sport? Wertebasierter Sport? "Mitreißender" Sport? "Leidenschaftlicher" Sport? (…)? Zweitens: Wie ließe sich so etwas jenseits unserer romantisch verklärten Vorstellungen im Kommerz-Fußball realisieren?