„Die neuen Verantwortlichen haben alles auf den Kopf gestellt, es ging um Macht. Mit Winnie wurde mir meine Bezugsperson genommen. Daraufhin war für mich klar, dass ich dort nicht weiterarbeiten werde“, erklärt Agovic. Bis Januar machte der gebürtige Montenegriner weiter, ehe es ihn zurück nach Deutschland zog. Die Zeit in Katar möchte er aber nicht missen: „Die Erfahrung war sensationell. Es wird ständig gebaut, es sprießen quasi über Nacht Hotels oder Fußballplätze aus der Wüste. Generell ist die Lebensqualität sehr hoch“, sagt Agovic, der Fußballgrößen wie den heutigen Barcelona-Trainer Xavi oder den französischen Weltmeister Laurent Blanc, die ebenfalls in Katar als Trainer tätig waren, kennenlernen durfte.
Fußballerisch gibt es in der Liga des WM-Gastgebers aber Nachholbedarf. Agovic vergleicht das Niveau der meisten Mannschaften mit hiesigen Regionalligisten, auch deshalb, weil jeder Verein nur fünf Ausländer in seinen Reihen haben darf. Bei Al-Khor waren das unter anderem der ehemalige Hamburger Pierre-Michel Lasogga sowie der frühere Mainzer, Wolfsburger und Augsburger Ja-cheol Koo. Als Tabellenletzter musste der Verein am Ende der Saison den Gang in die zweite Liga antreten.
Es sprießen quasi über Nacht Hotels oder Fußballplätze aus der Wüste.
Da war Damir Agovic schon wieder bei seiner Familie in Bad Soden-Salmünster. Relativ früh war für den Fußballlehrer klar, dass sein Weg zurück nach Deutschland in den Jugendfußball führen würde. Bei Vereinen wie Ajax Amsterdam und Sporting Lissabon, die über eine starke Nachwuchsakademie verfügen, informierte sich Agovic über deren Philosophie und bereitete sich so bestmöglich auf seinen künftigen Job vor. Bei Eintracht Frankfurt – für die SGE spielte er selbst jahrelang in der Jugend und trainierte später die U15 – wird er künftig die U19 in der A-Junioren-Bundesliga trainieren. Er folgt auf Ex-Bundesliga-Trainer und -Spieler Jürgen Kramny.
„Eine sehr lukrative Stelle mit vielen Bewerbern“, weiß Agovic, der erst nach sechs, sieben Gesprächen ins neue Amt gehievt wurde. Bis ins Detail wurden die gegenseitigen Vorstellungen skizziert. Nach einem starken dritten Platz in der abgelaufenen Saison gehe es für die SGE unter der neuen Führung um Sportvorstand Markus Krösche darum, wieder mehr Talente aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum, die aus der Umgebung stammen, in die Frankfurter Profimannschaft zu integrieren.
Mithelfen soll dabei auch die neugegründete U23, die ab Sommer in der Hessenliga an den Start gehen wird. „Markus Krösche hat zu mir gesagt, dass er einen Jugendtrainer nicht nach seinen Ergebnissen misst, sondern daran, wie gut sich ein Spieler in welcher Phase entwickelt. Für mich passt bei dieser Aufgabe einfach alles, das Gesamtpaket ist perfekt. Zumal ich nicht mehr pendeln oder reisen muss“, betont Agovic.