Beliebtes winterliches Reiseziel war in den vergangenen Jahren der Kunstrasen des SV Buchonia Flieden. Heuer sieht das, nicht zuletzt wegen Corona, anders aus: „In diesem Winter vermieten wir nicht. Wegen der aktuellen Umstände können nur drei Spiele pro Tag abgewickelt werden, wir sind randvoll mit eigenen Teams“, sagt Vorstandsmitglied Frank Happ. „Eigene Teams“, das seien freilich auch die anderen Vereine der Gemeinde, SV Höf und Haid, SG Rückers oder SG Magdlos. „Das gehört sich so. Da denke ich nicht einmal drüber nach, diesen Vereinen den Zugang zu erschweren“, sagt Happ.
Ein preiswertes Vergnügen ist es nicht, sich auf Kunstrasenplätzen einzumieten. Mehr als zwei-, dreimal pro Winter dürften die wenigsten Clubs sich das leisten können. Feste Tarife gibt es nicht. Fliedens Vor-Corona- und Vor-Energiekostenexplosions-Preis lag bei 130 Euro, aufgeteilt in 80 für den Platz, 20 fürs Licht und 30 für die Kabinen. Auch wer beim SV Hochland Fischborn vorstellig wird, muss für die Kabine separat berappen. Dort kostet das Gesamtpaket allerdings stattliche 180 Euro, „und dafür stellen die einem noch nicht einmal einen Kasten Wasser hin“, sagt ein Fußballtrainer und schimpft: „Die versuchen ihren Reibach zu machen, für mich ist das Abzocke.“
So teuer wie in Fischborn, das ergab die unrepräsentative Umfrage der Sportredaktion, ist es anderswo in der Tat nicht: Der FSV Bad Orb ruft 150 Euro auf, in Hilders zahlt man angeblich einen Euro pro Minute. Am günstigsten erscheint im Main-Kinzig-Kreis ein Spiel im Jugendzentrum Ronneburg. 80 Euro müssen allerdings ins Verhältnis gesetzt werden zu einem in die Jahre gekommenen, knüppelharten Geläuf.
Üblicherweise teilen die Vereine sich die Kosten, sofern sie auf neutralem Gelände aktiv sind. Gastfreundschaft wird nicht immer groß geschrieben: So hat es sich eingebürgert, dass Kunstrasenplatzherren die Schiedsrichterkosten sich von ihrem Gegner bezahlen lassen.
In die Offensive zur allemal legitimen Refinanzierung des teuren Projekts ist an diesem Wochenende die SG Freiensteinau gegangen: „Liebe Sportsfreunde“, schreiben die Vogelsberger, „nach Jahren der Vorbereitung, schweißtreibenden Monaten und unzähligen Arbeitsstunden ist es uns im Herbst gelungen den Kunstrasen fertigzustellen, um bessere Trainings- und Spielbedingungen für den Verein, aber auch für die gesamte Region zu gewährleisten. Interessierte Vereine können eine Anfrage oder Buchung zur Nutzung des Kunstrasenplatzes schnell und unkompliziert über das folgende Buchungsportal vornehmen: sg-freiensteinau.ebusy.de“. Die Redaktion hat das Angebot geprüft, es funktioniert einwandfrei: 120 Minuten auf dem neuesten Kunstrasen der Region kosten demnach 150 Euro, für 90 Minuten ist man mit 120 dabei.