„Mit Aufstieg belohnen – auch für Timo“

Es war für viele Beobachter die überraschendste Trainerentlassung des Jahres – nicht einmal Julian Nagelsmann kann da mithalten. Timo Peikert ist seit Dienstagabend nicht mehr für Germania Fulda verantwortlich – über die Gründe möchte sich der A-Ligist nicht äußern.
Am Samstag stand für die Germania das Spiel des Jahres an. 1500 Zuschauer kamen an den Gallasiniring, um das entscheidende Spiel um die Meisterschaft der A-Liga Fulda zu sehen. Zu Gast war mit Borussia Fulda ein zweiter ganz großer Traditionsverein aus der Barockstadt. Der SCB gewann 3:1 und steigt damit in die Kreisoberliga auf, Germania blickte bereits nach Abpfiff der Relegation entgegen.
FSV Germania Fulda: Überraschendste Trainerentlassung des Jahres
Umso überraschender kam drei Tage nach dem Spiel die Nachricht, dass sich der FSV von Trainer Timo Peikert getrennt hat – zumal aus der Mitteilung des Vereins keine Gründe hervorgingen und der 36-Jährige selbst überrascht war. Auch auf Nachfrage gaben sich die Verantwortlichen kryptisch, ein Statement soll es erst nach der Relegation geben. Sicher scheint, dass weder die Derbypleite noch die sportliche Situation ausschlaggebend gewesen sind.
Mit Zeljko Karamatic – zuletzt bis Ende 2021 bei Johannesberg tätig – wurde ein neuer Trainer gefunden, der am Dienstag sein erstes Training geleitet hat. „Ich war sehr überrascht. Am Samstag war ich noch beim Spiel, Sonntag habe ich Bundesliga geschaut, als der Anruf kam. Ich hätte nicht damit gerechnet, da es sportlich gut aussieht“, gibt der Coach zu, der vor seiner ersten Einheit sehr nervös war. „Es ist eine ungewöhnliche Situation, ich hätte lieber im Sommer übernommen. Aber ich habe immer versprochen, dass ich irgendwann zurückgebe, was ich vom Verein bekommen habe.“
FSV Germania Fulda für Zeljko Karamatic so etwas wie der Heimatverein
Denn die Germania ist für Karamatic so etwas wie der Heimatverein – zumindest in Deutschland. Vor genau 30 Jahren kam der 50-Jährige aus der Schweiz nach Fulda, vier Spielzeiten lang war der Verein nicht nur ein sportliches Zuhause. „Ich wurde positiv aufgenommen und habe mich gleich wohlgefühlt. Es war wie eine Familie – eine Zeit, die ich nie vergessen werde“, schwärmt Karamatic.
Damals spielte Germania in der Landesliga, heute ist die A-Liga die Heimat – zumindest bis Saisonende. Trainerwechsel hin oder her, in der Relegation ist der Aufstieg möglich. „Nach dieser tollen Saison soll sich die Mannschaft mit dem Aufstieg belohnen – auch für Timo“, sagt der Bruder des Borussen-Meistertrainers Marko, der Gerüchten entgegen tritt, dass sich fünf Spieler für einen Abgang entschieden haben, weil Peikert entlassen wurde. „Bei mir hat sich keiner gemeldet. Es waren 19 Spieler im Training, die alle hoch motiviert waren. Ich war positiv überrascht. Wir haben auch viel geredet. Wichtig ist es, dass die Jungs den Kopf freibekommen – nach diesem Spiel gegen Borussia und dem Trainerwechsel“, weiß Karamatic.