Oma Maria schweigt drei Jahre lang

Uwe Brehler stammt aus einer echten Germanen-Familie. Sein Leben war geprägt von Verein und Fußball.
„Oma Maria hat direkt nach dem Krieg, als es mit dem Sport wieder so langsam losging, bei Germania Aufgaben übernommen. Sie betreute Jugendteams und war immer mit dabei. Das ging dann bei meinem Vater Egon so weiter. Auch er war immer nur bei Germania. Und so wurde das weiter vererbt, sodass auch mein Herz heute immer noch für den Verein schlägt“, erklärt der mittlerweile 56-jährige, der dem Club als Spieler aber für kurze Zeit „untreu“ wurde und mit seinem Vereinswechsel 1989 dafür sorgte, dass der Familienfrieden aus den Fugen geriet.
Ein Vereinswechsel zieht sich ins Private
Hauptgrund: Brehler wechselte nicht „nur“ den Verein, sondern er schloss sich ausgerechnet Erzfeind Borussia Fulda an. „Drei Jahre war ich dort und die gesamten drei Jahre hat Oma Maria mit mir kein Wort mehr geredet“, sagt Brehler schmunzelnd. Pikant: Ausgerechnet Vater Egon verhandelte als Germanias Vorstandsmitglied die fällige Ablösesumme. „Da war schon was los damals“, erinnert sich der Post-Angestellte lachend.
Die Entscheidung, in die verfeindete Johannisau zu wechseln, sei absolut richtig gewesen, sagt Brehler heute. „Ich wollte einfach sportlich Erfolg haben, höherklassig spielen.“ Das Dumme nur: Nachdem die Germanen jahrelang am Aufstieg gescheitert waren, stiegen sie nun im ersten Jahr ohne Brehler in die Verbandsliga Nord (damals Landesliga Nord) auf und waren für eine Saison auf einer Ebene mit Borussia. Es kam also nach Jahren mal wieder zum Stadtderby um Punkte und mittendrin Uwe Brehler – auf der „falschen“ Seite. „Da war was los bei den Spielen. Am Gallasiniring waren so um die 2000 Zuschauer“, erinnert sich Brehler.
Trainer war nun, im zweiten Jahr bei Borussia, nicht mehr Stephan Walter, sondern Jürgen Krawczyk. Der Borussen-Kader wurde stark aufgerüstet und am Ende holte sich der SCB am 12. Mai 1990 mit einem 6:1 in Korbach die Meisterschaft. „Was dann kam, war der Hammer. Die Oberliga war zu dieser Zeit ja die dritthöchste Liga, direkt darüber kam die 2. Liga“, sagt Brehler. Es war das Jahr, in dem gegen Kickers Offenbach über 10.000 Zuschauer ins Stadion strömten. „Ein irres Gefühl, wenn du aus den Katakomben rauskommst und das Stadion ist voll. Da wurde einem manches Mal ganz anders.“
Nach drei Spielzeiten ging er zurück zu Germania, Oma Maria begann wieder mit ihm zu reden und den Rest seiner aktiven Zeit verlebte er in der „Heimat“. Es folgten noch Stationen als Spielertrainer beim FV Horas (vier Jahre) sowie als Trainer bei Borussia Fulda II (Aufstieg von der A- bis in die Landesliga), als „Co“ von Jörg Meinhardt in Flieden (vier Jahren), ein kurzes Intermezzo bei der FSG Vogelsberg sowie bei Germania Fulda.
„Der Fußball hat mir viel gegeben. Bis heute sind wir mit den Jungs von damals wie Rüdiger Stopfel, Ralf Schäfer oder Torsten Strott zusammen unterwegs. Wir sind zusammen groß und alt geworden“, sagt Brehler lachend. „Germania war dabei etwas ganz besonders, was vor allem an der Jugendarbeit lag. Da wurde viel gemacht, bis hin zu den Amerika-Reisen, dazu hast du Hinz und Kunz kennengelernt. Es wäre schwer so etwas in der heutigen Zeit zu wiederholen und auf die Beine zu stellen.“