DFB und DFL geben extrem viel vor, alles ist geregelt. Man benötigt einen Psychologen, einen Pädagogen, die Anzahl der Stunden ist vorgegeben, die Ausbildung aller Mitarbeiter – beispielsweise die Lizenzen – ist geregelt. Wir kennen ja alle den Mindestlohn und dementsprechend hat man hohe Personalkosten. Wir arbeiten an der Infrastruktur, haben Fördergelder für den Bau des Sport- und Bürogebäudes am Wiener Ring beantragt. Diese Gelder sind jetzt bewilligt worden, so dass die Gespräche mit den Architekten finalisiert wurden. Ich bin also auch für die Finanzen in meinem Bereich zuständig, muss mich innerhalb des Etats bewegen, der mir zur Verfügung gestellt wird. Dazu gehört für mich auch die Sponsorensuche zum Aufgabengebiet. Alles zusammen ist das also wie eine Geschäftsführung.
Durch die ganzen Vorgaben der DFL mit ihren Profi-Strukturen sind alle NLZ in der Regel im Personalbereich besser strukturiert, als die meisten Senioren-Regionalligisten und sogar manche Profiabteilung einzelner Drittligisten. Ein weiteres Beispiel: In unserer zweiten Mannschaft, die wir ja wieder neu in derKreisoberliga gemeldet haben und die dem NLZ angehört, muss unser Trainer mindestens eine Halbtagsstelle einnehmen und mindestens die A-Lizenz besitzen – wie gesagt: In der Kreisoberliga.
Alle reden von Neuaufbau im deutschen Fußball, von Talenten, die der Fußball dringend benötigt. Mir stellt sich immer wieder die Frage, warum so viele junge Spieler aus dem Ausland Verträge in der Bundesliga bekommen und sich auch oft durchsetzen, währen die deutschen Spieler oft in der zweiten-, dritten- oder gar Regionalliga landen. Was läuft da falsch?
Das ist einerseits ein Spiegelbild der Gesellschaft. Vielleicht sind einige manchmal nicht mehr bereit, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen, sondern suchen eher den leichten Weg. Wenn man aber etwas erreichen will, dann geht es nicht immer geradeaus, sondern man muss kämpfen. Auch negative Erfahrungen, die zwangsläufig kommen, sollte man für sich positiv nutzen.
Ich persönlich bin jemand, der den Jungs, aber auch den Eltern, mal Dinge sagt, die sie vielleicht nicht hören wollen. Viele sollten nicht so viel von gewissen Dingen träumen, sondern lieber ihre Schule und Ausbildung weiter vorantreiben. Da geht der Weg Richtung Profifußball nun mal nicht weiter. Oder aber man muss auch mal klar bei Spielern ansprechen, dass sie sich jetzt durchsetzen müssen, wenn es doch noch vorangehen soll.
Ich glaube zudem, dass es beispielsweise ein Fehler war, die zweiten Mannschaften abzuschaffen. Es ist unheimlich wichtig, die jungen Spieler in Konkurrenz mit erfahrenen Senioren spielen zu lassen und ihnen Spielpraxis zu geben, damit sie im Herrenbereich ankommen. Hier hat man vielerorts verpasst, einen Ausgleich zu schaffen. Vielleicht hätte man als Ausgleich zur Abschaffung von zweiten Mannschaften eher als U20 /U21-Teams melden sollen, um den jungen Spielern mehr Zeit zu geben. Die müssen ihre Erfahrungen machen, damit sie ihren eigenen Weg gehen können. Man kennt das doch: Da versuchen die Jungs den Kapitän der ersten Mannschaft fünfmal zu tunneln. Was dabei herauskommt, wissen wir alle.
Wenn man Ihnen zuhört hat man das Gefühl, Sie seien angekommen?
Wenn man die letzten 20 Jahre in meiner Profizeit nimmt, dann füllt die Zeit im Nachwuchsbereich nicht einmal ein Viertel davon. Die Zeit in Offenbach war zunächst nur als Hilfsprojekt gedacht. Ich wollte meinem alten Verein helfen. Daraus hat sich das jetzt so entwickelt, wie es ist. Der angesprochene Neubau ist das letzte von meinen einst angedachten Projekten. Das möchte ich gerne noch erledigen. Ich bin gerne beim OFC, brauche aber immer Ziele und auch für mich Perspektiven. In den drei Spielen, die ich Offenbach interimsmäßig betreut habe und vor allem danach, in meinem Urlaub, habe ich gemerkt, dass ich noch wahnsinnig viel Feuer und Spaß habe. Der Zeitpunkt, als Trainer aufzuhören, schient für mich noch nicht gekommen. Ich liebe Herausforderungen, auch unabhängig vom OFC.